Archiv | 30.06.2015
Star Wars Identities: Ausstellung & Psychotest
Star Wars hat unglaublich viel zu bieten. Wer aber glaubt, schon alles über die weit, weit entfernte Galaxis zu wissen, der könnte jetzt eines Besseren belehrt werden. Denn selbst Hardcore-Fans können von der Ausstellung Star Wars Identities im Kölner Abenteuermuseum Odysseum noch etwas lernen. Wenn man von Original-Filmkostümen liest, erwartet man vermutlich einen mehr oder weniger normalen Museumsbesuch. Doch die Ausstellung entpuppt sich vielmehr als eine Art „Psychotest“, in dessen interaktivem Rundgang man seinen eigenen Star Wars–Charakter erstellen kann. Das mussten wir selbst ausprobieren!
Star Wars selfmade: „Spielen du darfst“
Wer sich in Köln auskennt, weiß, dass das Odysseum auf der „falschen“ Seite des Rheins liegt. Wem das nichts sagt, eine kurze Erklärung: Die rechte Seite vom Rhein ist für den gebürtigen Kölner die „Schäl Sick“, also die schlechte Region der Stadt. Keine Sorge: Es bleibt jedem immer noch selbst überlassen, ob man sich lieber für die dunkle oder die helle Seite der Macht entscheidet. Und damit wären wir schon bei einem wichtigen Thema von Star Wars Identities: Entscheidungen! Gleich zu Beginn erhält man als Besucher nicht nur einen Audioguide, den man sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch einstellen kann, sondern auch ein Gummiarmband, mit dem man an verschiedenen Touchscreens nach und nach seinen eigenen Helden erstellt. Das funktioniert wie folgt:
Zunächst macht uns ein Kurzfilm darauf aufmerksam, dass sich Luke Skywalker und sein Vater Anakin sehr unterschiedlich entwickelt haben, obwohl sie unter ähnlichen Umständen aufwuchsen. Die beiden sind bekanntlich genetisch verbunden und auf dem gleichen Planeten aufgewachsen. Und beide hegten bereits in jungen Jahren den Wunsch, Tatooine zu verlassen und Abenteuer zu erleben. Mit dieser Info ausgestattet beginnt jetzt unser eigenes Abenteuer, bei dem wir zunächst eine Spezies für unseren Charakter aussuchen. Obwohl man hierbei zwischen den exotischsten Wesen hin und her gerissen sein könnte, entscheiden sich die meisten Besucher tatsächlich für die Menschen. Dabei könnte man zum Beispiel auch ein knuffiger Ewok sein oder ein Zabrak, wo man ja immerhin auch noch zur humanoiden Spezies gehört, aber zum „Rassenbruder“ von Darth Maul wird. Das ist aber noch längst nicht alles, was wir bei unserem Charakter bestimmen können!
Im Laufe der Ausstellung dürfen sich Besucher unter anderem den Erziehungsstil ihrer Eltern aussuchen – was gar nicht so unwichtig ist. Denken wir mal zurück an Luke und Anakin: Ersterer wurde von seinem Onkel Owen streng kontrolliert, während Shmi Skywalker bei ihrem „Annie“ eher zur antiautoritären Freundlichkeit neigte. Wirft man einen Blick auf das Ergebnis ihres Sohnes, kann schon mal ein Befehl an die eigenen Kinder herausrutschen á la „Jetzt bind dir doch endlich mal die Schnürsenkel zu!“. Weitere Heldenbausteine sind diverse Attribute wie Stärke, Kreativität oder Intellekt. Auch darf man ein Vorbild wählen, denn was wäre beispielsweise Luke Skywalker ohne Yoda? Andere Mentoren klingen allerdings unterhaltsamer, etwa Han Solo („Ich führe nur für eine Person Befehle aus: Für mich“) oder Darth Sidious („Gut und Böse sind relativ“). Dann entscheidet man sich noch für einen Heimatplaneten und hat die Hälfte der Identitätsfindung abgeschlossen.
Im Folgenden verlässt das Spiel allmählich die Kindheit und wendet sich „erwachseneren“ Themen wie der Berufswahl oder dem Freundeskreis zu. Jeder erhält auch ein persönliches Trauma und darf sich anschließend entscheiden, wie er damit umgehen möchte. Ob einen zum Beispiel der Angriff eines Wampas in eine Selbsthilfegruppe für Wampa-Opfer treibt oder man als Jabbas Gefangener zu dessen Lieblingssklaven aufsteigen will, um bessere Arbeitsbedingungen herauszuschlagen, bleibt einem selbst überlassen. Die Macher der Ausstellung hatten offensichtlich ihren Spaß. Kurz vor Ende darf man noch einige persönliche Werte (von Tradition bis Vergnügungssucht ist alles dabei) und Eigenschaften wie Geselligkeit auswählen, bevor es zur letzten, ultimativen Entscheidung kommt: Der Imperator selbst fragt euch, ob ihr zum Weltraum Tyrannen werdet oder euch der guten Seite der Macht anschließt.
Kurze Info: Den Lebenslauf eures Charakters erhaltet ihr am Ende der Ausstellung per E-Mail. Wenn ihr mobiles Internet habt, schaut am besten gleich nach, ob ihr die entsprechende Mail bekommen habt. Nachträglich kann man da nämlich nichts mehr machen.
Kostüme & Überraschungen: „Etwas lernen du kannst“
Das war aber noch längst nicht alles, denn da ist ja noch die Ausstellung an sich! Und hier bricht erwartungsgemäß eine wahre Flut von atemberaubenden Kostümen und erstaunlichen Informationen über euch herein. Ihr dürft unter anderem Amidalas Kleider oder das original Boba Fett-Kostüm bewundern. Was uns am Informationsportal zum Kopfgeldjäger jedoch gestört hat, war sein angeblicher Freundeskreis: Darth Vader und Jabba the Hutt. Unserer Meinung nach sind das Auftraggeber und keine Kumpel, mit denen Boba in einer Bar abhängen würde. Der Fairness halber sei dazugesagt, dass sich die Ausstellung ausschließlich auf die bisher existierenden sechs Filme konzentriert und alle anderen Medien außen vor lässt. Sonst hätte man wissen müssen, dass ein eventueller Freund von Boba Fett eher der Kopfgeldjäger Dengar wäre.
Macht aber nichts, denn nicht nur die sozialpädagogischen Aspekte der Ausstellung liefern eine völlig neue Perspektive auf das Star Wars-Universum, auch die Hintergrundinformationen versetzen in Erstaunen: Die Cantina-Szene im Film Eine neue Hoffnung etwa war für damalige Gewohnheiten der Kinobesucher absolut revolutionär! Erstmalig wurden Aliens nicht als unheimliche Außenseiter dargestellt, sondern in einer ganz normalen Alltagssituation, wie sie einen Drink zu sich nehmen.
Lucas ließ sich beim Begriff Droide vom griechischen Wort „Androide“ (=Mann-ähnlich) inspirieren. Kein Wunder, dass C-3PO und R2-D2 sich so menschlich benehmen…
Viel spannender finden wir aber, dass viele Hauptfiguren ursprünglich anders angelegt waren: Auf einer Produktionsskizze war Luke Skywalker beispielsweise noch eine Frau, Yoda dafür eine Art Gartenzwerg mit dem wenig beeindruckenden Namen Minch. Völlig neu war uns auch, dass ein Hamburger Regisseur George Lucas zur Raumschiff-Form des Millenium Falken inspirierte. Die keilförmigen Aufsätze wurden dann nur hinzugefügt, um die Vorder- und Hinterseite zum Vorschein zu bringen. Auch bei diversen Kostüm-Accessoires wurde zu dem gegriffen, was man vor der Nase hatte. So setzte sich beispielsweise Darth Vaders Maske aus einem deutschen Armeehelm aus dem zweiten Weltkrieg und einer Gasmaske zusammen. Wieder was dazu gelernt.
Wertvolle Hinweise: „Vorbereitet sein du musst“
Mit Bus und Bahn kann man das Odysseum in wenigen Minuten erreichen. Bei unserer Ankunft sahen wir bereits von weitem etliche Schulklassen, die gerade das Gebäude verließen. Wer die Ausstellung lieber in Ruhe genießen will, sollte zur Mittagszeit eintrudeln. Hier noch ein wichtiger Hinweis: Beim Ticketkauf muss man sich für eine Einlasszeit entscheiden, es wird immer nur eine bestimmte Anzahl an Besuchern hereingelassen. Plant also entweder genug Zeit ein oder bestellt die Tickets vorab online, da seid ihr auf der sicheren Seite.
Sind die Eintrittskarten eingepackt, bleibt in der Handtasche noch genug Platz fürs Lichtschwert. Moment! Lichtschwerter und andere Waffenrepliken sind in der Ausstellung nicht gestattet, auch Helme oder Masken dürfen nicht getragen werden. Davon abgesehen sind aber Kostüme oder Shirts mit Star Wars-Motiv nicht nur erlaubt, sondern sogar willkommen. Wir empfehlen auf jeden Fall bequeme Klamotten, denn der durchschnittliche Aufenthalt in Identities dauert etwa eineinhalb Stunden. Andere Leute – und damit meinen wir nicht zwingend uns! – verbringen sogar drei Stunden und mehr vor Ort. Was auch um euren Hals baumeln und zum Einsatz gebracht werden darf, ist eine Kamera. Allerdings dürfen sowohl die Fotos als auch Videos nur für private Zwecke verwendet werden und auf den Blitz muss beim Fotografieren verzichtet werden.Doch wir wollen euch nicht weiter mit der Aufzählung von Regeln aufhalten, denn die Ausstellung läuft nur noch bis zum 17. November 2015. Und da nicht jeder Lichtgeschwindigkeit zur Verfügung hat, erhaltet ihr hier einen letzten Tipp: Seid ihr an Star Wars Identities interessiert, macht euch lieber sofort an die Planung eines Besuchs. Eine bessere Vorbereitung auf Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht im Dezember gibt es nicht. Es sei denn ihr habt unseren Blogbeitrag Alles über Star Wars VII: Das Erwachen der Macht gelesen…