Stephen Kings ES
"Derry ist anders als alle Städte, in denen ich je war. Es sterben oder verschwinden sechs Mal mehr Menschen als im Landesdurchschnitt – und das sind nur Erwachsene. Bei Kindern ist es noch schlimmer. Viel schlimmer."
– Ben Hanscom
Die wahre Form von ES
Geht’s um Stephen Kings ES, egal ob Buch oder Film, denken wir alle sofort an den furchtbaren Horrorclown Pennywise. Dabei ist dieses Auftreten nur eine von unendlich vielen Manifestationen, da ES stets die Form annimmt, vor der sein Opfer am meisten Angst hat. Das kann eine Mumie sein, ein riesiger Vogel, ein Werwolf oder auch die Gestalt eines Menschen. Das wahre Aussehen von ES hingegen ist in bester H.P. Lovecraft-Manier unvorstellbar für den menschlichen Verstand. Was der tatsächlichen Form dieses außerirdischen Wesens wohl am nächsten kommt, wissen wir nur grob aus dem Buch, wo ES als riesige, schwangere Spinne beschrieben wird. Was auch der Grund für die Theorie ist, ES sei eigentlich weiblich.
Stephen Kings ES: Das größte Horrorwerk aller Zeiten?
Stephen King, darauf können wir uns alle einigen, zählt zu den besten, bekanntesten und erfolgreichsten (bedingt sich ja gegenseitig) Autoren aller Zeiten. Selbst wenn du noch nie eines seiner 70+ Bücher in der Hand hattest, kennst du garantiert etliche seiner Geschichten und Figuren. Was auch daran liegt, dass King nicht nur Buch-, sondern auch Filmgeschichte geschrieben hat. The Shining. Misery. The Shawshank Redemption. Carrie. The Green Mile. All diese und weitere Geschichten, die längst nicht nur zum Horrorgenre zählen, stammen von King. Doch eine Geschichte, oder besser: eine Figur überschattet sie alle: Pennywise, der Clown.
Um eins trotz unserer pennywisegerecht reißerischen (höhö) Überschrift direkt klarzustellen: Wir würden Kings Klassiker ES nicht als sein bestes Werk bezeichnen. Was fast schon logisch ist, das Buch erschien 1986. Seitdem ist viel passiert, Stephen King hat sich auch weiterentwickelt. Trotzdem ist und bleibt ES sein populärstes Werk. Das sieht man allein an den vielen Adaptionen. 1990 gab’s die berühmte Miniserie mit Tim Curry in der Hauptrolle, 1998 eine indische Serie namens Woh. 2017 respektive 2019 erschien die zweiteilige Neuverfilmung mit Bill Skarsgård als Horrorclown und HBO arbeitet seit geraumer Zeit an einer Prequelserie. Was ist es, das ES so zeitlos macht?
Was macht ES so gut?
Je nach Ausgabe kommt Stephen Kings ES auf knapp 1.200 Seiten. Es ist ein episches, ja, monumentales Werk. ES umspannt 27 Jahre, begleitet neun wichtige Figuren, springt zwischen zwei Zeitlinien hin und her und behandelt eine ganze Bandbreite an Themen, die Stephen King bis heute auszeichnen: Kindheitstraumata, das Böse hinter der idyllischen US-Kleinstadt-Fassade, Vertrauen und Aufopferung. Um nur mal ein paar zu nennen. Womit wir vor allem das sagen wollen: Den einen Grund für die anhaltende Beliebtheit von ES gibt es nicht. Es ist die Gemengelage all dieser und weiterer Elemente, die das Buch bis heute relevant machen.
Worum geht’s eigentlich in der Story? Nun, in aller Kürze: ES ist ein dämonisches, kosmisches Wesen unbekannten Ursprungs, das alle 27 Jahre die Menschen der Kleinstadt Derry heimsucht. Seine bevorzugten Opfer sind Kinder, denen ES durch seine gestaltwandlerischen Fähigkeiten vor dem eigentlichen Mord möglichst viel Angst einjagt. "Ihr schmeckt alle so viel besser, wenn ihr Angst habt." Das Buch erzählt, wie der berühmte Losers Club, bestehend aus William "Bill" Denbrough, Benjamin "Ben" Hanscom, Beverly "Bev" Marsh, Richard "Richie" Tozier, Edward "Eddie" Kaspbrak, Michael "Mike" Hanlon und Stanley "Stan" Uris, dieses furchteinflößende Wesen konfrontiert und schließlich zur Strecke bringt. Zweimal.
(TL;DR: In ES geht’s um eine außerirdische Lebensform, die mit den Bewohnern einer Kleindstadt auf der Erde nicht so richtig klar kommt.)
Obwohl es so viele Charaktere gibt, hier sei auch noch der zweite Antagonist Henry Bowers erwähnt, gibt King all seinen Figuren Raum zum Glänzen. Wir bauen eine innige Beziehung zu den Kids beziehungsweise Erwachsenen auf, die alle ihre eigenen Probleme haben. Eines der wichtigsten Themen des Buches und der Filme ist der Verlust der kindlichen Unschuld. Grady Hendrix von Tor schrieb dazu einst: "Manche Türen öffnen sich nur in eine Richtung. Es gibt zwar einen Ausgang aus der Kindheit [in die Erwachsenenwelt], aber keinen Weg zurück, der Erwachsene wieder in Kinder verwandelt." Christopher Lehman-Haupt von der New York Times spricht hingegen vom "Bösen, das Amerika von Zeit zu Zeit heimsucht. In Form von Verbrechen, rassistischer und religiöser Bigotterie, wirtschaftlicher Not, Arbeitskämpfen und industrieller Verschmutzung". Wie gesagt, steckt 'ne Menge drin.
Warum eigentlich ein Clown?
Clowns sind gruselig. Das wissen wir. Du weißt das auch. Stephen King hat mit Pennywise seinen Beitrag dazu geleistet, dass heute niemand, der noch ganz bei Trost ist, Spaß an Clowns hat. Das war nicht immer so. Eigentlich kennen wir Clowns als Unterhalter aus dem Zirkus. Als Stars von Geburtstagspartys. Figuren, die sich nicht ernst nehmen und uns Freude schenken. Es ist dieser Kontrast, der Pennywise – dessen Clown-Gestalt nur eine von vielen "Kostümen" ist – so verdammt gruselig macht. Ein Clown soll Kinder zum Lachen bringen. Wenn er aber stattdessen die Arme eines Kindes ausreißt (sorry, Georgie) und anschließend in die Kanalisation zerrt (doppelt sorry, Georgie), dann schockiert das. Der unsagbare Schrecken dieser Tat gepaart mit dem fast schon strahlend bunten Aussehen von Pennywise erzeugt eine beunruhigende Dissonanz.
Das gilt auch für den Clown-Look allgemein, der einige Fragen. Was verbirgt sich hinter der unnatürlich weißen Haut? Was zur Hölle ist mit den Haaren los? Wieso lächeln Clowns die ganze Zeit so creepy? Pennywise wirkt menschlich, ja. Aber eben nicht ganz. All diese Merkmale wie die Haut, das Haar oder Lachen, die uns eigentlich so vertraut sein sollten, rutschen ins Absurde und verstören. Wir wissen instinktiv: Irgendwas stimmt da nicht. Wie bei vielen anderen berühmten Figuren der Marke Frankensteins Monster, Dracula oder schlicht Zombies. Sie alle haben gerade so genügend menschliche Züge, damit wir einen kleinen Teil von uns selbst in ihnen entdecken können. Auch wenn es sich offensichtlich um grauenhafte Kreaturen handelt, die ganz anders ticken als wir.
Erschreckend gutes Merchandise
Dass sich ein Thema wie Stephen Kings ES mal zu einer der beliebtesten Kategorien bei Elbenwald entwickeln würde, hätten wir vorher auch nicht gedacht. Doch spätestens seit der Neuverfilmung von 2017 hat sich gezeigt, wie viele Fans die Geschichte hat. Seitdem trudelt in unseren ES-Shop immer wieder neues Zeug rein, das sich fast ausschließlich um den Horrorclown dreht – und bei Stephen King-Enthusiasten so was von gut ankommt! Vermutlich liegt das auch am genialen Design von Horrorclown Pennywise, wobei wir sowohl die Variante von Bill Skarsgård als auch die von Tim Curry meinen. Pennywise als Sammlerfigur? Haben wir. Pennywise als creepy Lampe? Logisch. Pennywise als To Go-Becher? Selbstverständlich. Genauso wie Pennywise-T-Shirts, -Hoodies, -Jacken oder was es sonst noch alles an Pennywise-Merchandise gibt. Und wer würde nicht gerne das Abbild eines Horrorclowns beziehungsweise eines kosmisches Wesens, das einer furchteinflößenden Spinne gewaltigen Ausmaßes gleicht, anziehen oder in seine Bude stellen? Eben!