Thor
"Er ist des Hammers würdig, ebenso wie des Gedankensteins. Bei Vision ist er in Sicherheit. Und Sicherheit ist dieser Tage überaus selten."
"Aber legt man den Hammer in einen Fahrstuhl … fährt er trotzdem. Ein Fahrstuhl ist nicht würdig."
"Mir werden unsere Plaudereien fehlen."
Wer seiner würdig ist
"Wer auch immer diesen Hammer hält … wenn er seiner würdig ist, möge er die Kraft Thors besitzen." Sagt Odin. Und würdig, das waren ziemlich viele. Allein im MCU konnten Thors Schwester Hela, Captain America, Vision, Odin und Jane Foster den magischen Hammer führen. Wenn wir auf die Comics schauen, wird die Liste schon so lang, dass wir gar nicht alle aufzählen können. Eine Auswahl: Loki, Beta Ray Bill, Magneto (wobei der ein bisschen tricksen musste), Storm, Black Panther, Venom, Moon Knight, Donald Blake, Bruce Banner und, ja, Conan der Barbar und Stan Lee! Verdammt, sogar die DC-Helden Wonder Woman und Super Man zogen mit Mjölnir in den Kampf!
Die Evolution von Thor im MCU
Hätten wir irgendwann in den letzten zehn Jahren gefragt, welcher Marvel-Held wohl als erstes vier Solofilme bekommen würde, hätte garantiert niemand "Thor" geschrien. Iron Man, klar. Vielleicht auch Captain America. Aber Thor? Näää! Und doch sackte der Gott des Donners als erster MCU-Protagonist das Achievement "Tetralogie" ein – obwohl die ersten beiden Filme weder besonders beliebt, noch besonders erfolgreich waren. Wie hat er das geschafft? Indem er sich verändert hat. Wieder und wieder.
Thor & The Dark World: Düsterer Shakespeare
Unsere erste echte Begegnung mit dem Gott des Donners zeigt uns einen überheblichen Prinzen, der gerade zum König Asgards gekrönt werden soll. Thor stolziert regelrecht durch den Thronsaal, schwingt seinen mystischen Hammer, als wäre es ein Spielzeug und lässt sich von seinen Fans, Verzeihung: Untertanen feiern als gäbe es kein morgen. Als die Zeremonie von den Frostriesen unterbrochen wird, verliert Thor keine Zeit, reist gegen den Willen seines Vaters nach Jotunheim und zettelt einen Krieg an. Was ihn nicht nur die Krone, sondern auch seine Heimat kostet. Er ist nicht viel mehr als ein bockiges, überprivilegiertes Kind, das nicht mit Macht umgehen kann.
Überhaupt: Der ganze Film platzt beinahe vor Dramatik, nimmt sich unfassbar ernst. Was vor allem Regisseur Kenneth Branagh zuzuschreiben ist. Der britische Schauspieler, Regisseur, Drehbuch-Autor und Oscar-Preisträger, den wir für immer für seinen Gilderoy Lockhart in den Harry Potter-Filmen lieben werden, ist vor allem für seine Shakespeare-Adaptionen bekannt. Und klar, irgendwie passen das Drama, die Intrigen nach Asgard mit seiner Königsfamilie. Aber der ernste Ton, die düstere Stimmung, die sich tonal irgendwo zwischen Der Herr der Ringe und Star Wars einordnen, sie passten einfach nicht zu Marvel. Dass die Figuren sprechen, als hätte ein Barde ihre Dialoge geschrieben, macht es nicht besser. Thor: The Dark World wechselte dann den Regisseur. Doch unter der Führung von Alan Taylor, der für einige der besten Game of Thrones-Folgen verantwortlich zeichnet, wurde Thor nur noch düsterer. Die Charaktere allerdings, mit Ausnahme vielleicht von Loki, wurden blasser, noch weniger glaubwürdig. Was den Filmen fehlte, war schlicht und ergreifend: eine Identität.
Ragnarok und die Suche nach der Identität
Auftritt Taika Waititi. Heute kennt jeder den Regisseur von Thor: Ragnarok, Jojo Rabbit oder einer Folge von The Mandalorian. Doch damals war es schon überraschend, dass Marvel irgendsoeinen Typen anheuerte, der die abgedrehte Horror-Mockumentary What We Do in the Shadows gemacht hatte. Aber: Waititi hatte einen Plan. Wusste genau, was Thor fehlte, wie er 2017 gegenüber The Hollywood Reporter verriet: "[Thor] ist das Franchise, das am wenigsten Identität hat. Es weiß noch nicht, was es ist. Also kam ich rein und zeigte ihnen, was es sein könte." Für seine Vision ignorierte er nicht nur die Comicvorlage, sondern auch die ersten beiden Filme. Und machte, es klingt so leicht, sein eigenes Ding.
Fans bekamen noch vor der Veröffentlichung von Ragnarok einen Vorgeschmack auf den neuen Thor von Chris Hemsworth. Denn 2016 und 2017 drehte Waititi zwei unserer Meinung nach geniale Mockumentary-Kurzfilme, die erklären, wo zur Hölle der Gott des Donners während der Ereignisse von Captain America: Civil War abgeblieben war. Nämlich in Australien. Genauer: In einer WG mit Darryl Jacobson, der ihm mit alltäglichen Dingen wie E-Mails half. Wenn er nicht gerade die Infinity Stones und "den lila Typen" näher analysierte oder daran scheiterte, Tony Stark zu kontaktieren (es lag am fehlenden Telefon), hielt er gelegentlich Vorträge in Kindergärten.
Humor & Tragik vereint
Ja, Thor konnte lustig sein! Es war ein krasser tonaler Wandel, der nicht jedem Fan gefiel. Und doch war der Humor der Schlüssel zum Erfolg für das Franchise. Und vermutlich der Hauptgrund, warum Chris Hemsworth überhaupt noch als Thor am Start ist. Gegenüber ET Canada sagte er damals: "[Thor 1 und 2] haben Spaß gemacht, aber ich hatte die Nase voll. Es fühlte sich so ausgetreten an. Ich hatte Mauern um meinen Charakter gebaut – also rissen wir sie ein. Alles, was uns vertraut war, warfen wir aus dem Fenster und probierten etwas Neues." Dass Hemsworth neben seiner Actionfilm-Protagonisten-Ausstrahlung auch noch verdammt witzig sein konnte und ein gutes Gespür für Timing hat, machte den Wechsel einfach. Und in Ragnarok durfte er diese Seite voll ausleben.
Für den vierten Teil, Love and Thunder, gab sich Waititi aber nicht mit seiner Erfolgsformel zufrieden, sondern baute er einige der düsteren Elemente der ersten beiden Filme ein. Klar gab es weiterhin vor allem witzige Sprüche, Popkulturanspielungen und abgedrehtes Zeug wie wild kreischende Ziegen. Aber eben auch den vielleicht kältesten Filmeinstieg des gesamten MCU. Einen Schurken, der interessanter und komplexer war als die meisten Marvel-Bösewichte. Eine tragische Geschichte. Nicht zu vergessen die wunderschöne Schwarz-Weiß-Sequenz im Schattenreich. Diese fast schon seltsame Mischung kam nicht bei allen gut an. Fans und Kritiker zeigten sich nicht gänzlich abgeneigt, aber eben auch nicht begeistert.
Der Schlüssel zu Langlebigkeit: Veränderung (und Merch!)
Trotzdem: Die Mischung aus Humor und Tragik, auch wenn sie vielleicht noch besser austariert werden könnte, ist eigentlich genau das, was Thor von Anfang an hätte sein sollen. Entsprechend gespannt sind wir auf die Zukunft. Ein fünfter Film könnte so was wie die Vollendung der "echten" Thor-Trilogie sein, die mit Ragnarok begann. Ein bisschen wie bei den Mission: Impossible-Filmen, die bekanntlich erst mit dem dritten Teil ihre Formel gefunden haben.
So oder so: Die Tatsache, dass Thor, im Gegensatz zu den meisten der ursprünglichen Avengers, noch im Rampenlicht steht, verdankt er seiner Fähigkeit zum Wandel. Und, vielleicht ein bisschen, seinem Merch! Denn Thor-Fanartikel zeigen sich in etwa so wandlungsfähig wie der Gott des Donners selbst. Du willst ein Thor-Shirt? Haben wir! Du suchst eine ausnehmend geile Replik von Thors Hammer Mjölnir? Haben wir auch! Verdammt, Thors Hammer gibt’s sogar als Schlüsselanhänger! Du steht eher auf Äxte? Dann ist Sturmbrecher vielleicht was für dich. Thor-Figuren, -Buttons, -Lampen, -Funkos oder auch -Geldbörsen, in Sachen Thor-Merchandise gibt es nichts, was es nicht gibt.